Seit es Menschen gibt, gibt es natürlich auch Krankheiten und Behinderungen. Hat man so ein Los gezogen, stellt man recht zügig fest, dass dies nun für den Rest der Welt oft eine Schwierigkeit darstellt. Man fällt aus der sich am Gesunden orientierenden „Norm“ und wird ein wenig an den Rand gedrängt. Das war schon immer so und wird wohl auch immer ein bisschen so sein. Wichtiger denn je ist es dann, dass man sich organisiert und vehement seine Stimme erhebt, um auf diskriminierende(ausschließende) Umstände aufmerksam zu machen. Judith(Judy) Heumann verstorben am 04. März 2023, war eine Frau die ihre Stimme erhoben und Wegweisendes vollbracht hat.

Geboren am 19. Dezember 1947 in New York, wurde bei ihr 1949 Polio diagnostiziert. Schon frühzeitig musste sie erste Erfahrungen damit machen, dass die Welt aufgrund ihrer Erkrankung anders mit ihr umgeht als mit anderen.

So wurde ihr als Kind, aufgrund von „Brandschutzverordnungen“ der Schulbesuch verweigert. Später, wieder aus fadenscheinigen Gründen des Brandschutzes, angelehnt an ihre Situation aus medizinischer Sicht, verweigerte man ihr, obwohl sie ihre Ausbildung korrekt abgeschlossen hatte, selbst als Lehrerin arbeiten zu können. Sie kämpfte aber dagegen und klagte den Bildungsausschuss wegen Diskriminierung an. Eine außergerichtliche Einigung führte letztlich zum Erfolg und machte Judith Heumann zur ersten Lehrerin im Rollstuhl in einer New Yorker Grundschule.

Doch das war nur der Anfang ihres Weges. 1972 erregte eine bisher noch nie dagewesene Demonstration große Aufmerksamkeit in der Madison Avenue in New York. Grund war ein Sitzstreik des von Judith Heumann und Freunden gegründeten Vereins „Disabled in Action“. 80 Menschen mit Behinderung platzierten sich zur Demonstration gegen ein Veto des „Rehabilitation Acts Section 504“ auf eine Kreuzung und legten den Verkehr lahm.

Selbiges Thema führte letztlich im Jahr 1977 zu einer weiteren groß von Judith Heumann und Kitty Cone angelegten, 28 Tage andauernden Demonstration, welche die Rücknahme des Vetos und die entgültige Unterzeichnug des „Rehabilitation Acts“ forderten. Diesmal war es aber keine Straße, sondern nicht weniger als die Belagerung des US-Gesundheitsministeriums. Diese Aktion stieß in der Bevölkerung auf viel Sympathie und Unterstützung, und war wohl vermutlich eine der wegweisendsten Aktionen im Rahmen des Strebens um gleichstellende Rechte von Menschen mit Behinderung. Erfolgreich kam es zur Unterzeichnung des Rehabilition Acts.

1993 gründete Judith Heumann gemeinsam mit Ed Roberts und Joan Leon das „World Institut on Disability„, eine globale Organisation für Rechte von Menschen mit Behinderung, dessen Wertegang man hier nachlesen kann.

Ebenso von 1993 bis 2001 fungierte Judith Heumann unter Präsident Clinton als stellvertretende Sekretärin im Bereich Sonderpädagogik und Rehabilitation, im US-Bildungsministerium. Präsident Barrack Obama ernannte Judith Heumann 2010 zur Sonderberaterin für internationale Behindertenrechte im US-Außenministerium.

Judith Heumann, hat wahrlich sehr viel bewegt. Um mehr über sie zu erfahren bieten sich ihre, zusammen mit Kristin Joiner, veröffentlichten Bücher „Being Heumann: An Unrepentant Memoir of a Disability Rights Activist“, sowie „Rolling Warrior: The Incredible, Sometimes Awkward, True Story of a Rebel Girl on Wheels Who Helped Spark a Revolution“ an. Auch der 2020 erschienene Dokumentarfilm „CripCamp: A Disability Revolution“ von James LeBrecht und Nicole Newnham sind eine Empfehlung, sich mit originalen Aufnahmen ein Bild über ihre oben genannten Aktivitäten zu machen.

Möge sie in guter Erinnerung bleiben und Vorbild für weiteres Engagement sein, denn wie eingangs geschrieben ist Engagement in dem Bereich immer nötig.

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